(openPR) ERLANGEN – Für Regie-Ikone Alfred Hitchcock war der Schwindel-Effekt im Film „Vertigo“ (1958) eine echte Herausforderung: Die berühmte Turm-Szene mit James Stewart stellte den Regisseur vor große technische Schwierigkeiten, um das Gefühl von Schwindel überzeugend abbilden zu können. Bei jedem dritten Deutschen dreht es sich regelmäßig – ganz ohne Kamera. Die Formen sind so vielfältig wie die Ursachen, sodass eine exakte Diagnose nur auf Basis interdisziplinärer Untersuchungen möglich ist. Um die Diagnostik und die Therapie für die Betroffenen zu optimieren, bringt seit 1996 das HENNIG-Symposium, ausgerichtet von dem gleichnamigen Arzneimittelhersteller, Fachexperten aus der Allgemeinmedizin, der Neurologie, der Orthopädie, der Psychiatrie und der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zusammen. In diesem Jahr fand die größte Veranstaltung am 1. und 2. Oktober 2010 in Zusammenarbeit mit der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Erlangen statt.
Größte Fortbildungsveranstaltung im deutschsprachigen Raum
„Es war ein schöner Erfolg, die größte Fortbildung zum Thema Schwindel und Gleichgewichtsstörungen im deutschsprachigen Raum bei uns in Erlangen zu haben“, sagt Dr. Frank Waldfahrer, Oberarzt an der HNO-Klinik, der zusammen mit dem Klinikdirektor, Prof. Dr. Heinrich Iro, die Tagungsleitung des Symposiums innehatte. Knapp 300 Teilnehmer waren nach Erlangen und Nürnberg gekommen. Neben einer Vielzahl von Praxiskursen zur ärztlichen Fortbildung stand eine offene Diskussion über die optimalen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für die Betroffenen im Mittelpunkt des Kongressprogramms. In den Vorträgen und Diskussionen ging es um die ganze Bandbreite des Themas Schwindel – von der Grundlagenforschung über medizintechnische Innovationen, aktives Schwindeltraining bis hin zur Therapie bei speziellen Indikationen. Höhepunkt war der Festvortrag zum Kopf-Impuls-Test, den Prof. Dr. Konrad Weber aus Zürich hielt. Der Kopf-Impuls-Test, auch bekannt als das sogenannte Halmagyi-Manöver, wurde 1988 von Prof. Dr. Gabor Halmagyi und Prof. Dr. Ian Curthoys entwickelt. Er erlaubt es, eine einseitige Funktionsstörung des horizontalen Bogengangs durch einen vestibulookulären Reflex zu diagnostizieren. Mittlerweile wird dieser Test an vielen Kliniken mit modernster Technik unterstützt. Während des Festvortrags war Prof. Halmagyi live aus Australien zugeschaltet.
HENNIG-Preis für Entwicklung neuer Therapieformen
Trotz der modernen Hochleistungsmedizin gibt es Patienten, bei denen herkömmliche Therapieverfahren nicht anschlagen. Für Menschen mit bislang therapieresistenten Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans und des Gehörs besteht jetzt neue Hoffnung. Prof. Dr. Stefan ?Plontke erforscht neue Therapieformen mittels Applikation bestimmter Medikamente direkt im Innenohr. Für seine Erfolge auf diesem Gebiet erhielt der Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Halle (Saale) den diesjährigen HENNIG-Vertigo-Preis. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde erstmals 2002 verliehen und zeichnet Arbeiten mit besonders hohem klinischen Nutzen im Bereich der Erforschung von Schwindel und Gleichgewichtserkrankungen aus. Prof. Dr. Hans Scherer, der als Jury-Mitglied die Laudatio hielt, würdigte insbesondere den daraus ableitbaren therapeutischen Nutzen für die Patienten.
Austausch unter Fachexperten
Schwindel ist eine sehr häufige Beschwerde in Deutschland. Schwindelgefühle zählen zu den Kernsymptomen zahlreicher Störungen und Erkrankungen. Grund ist eine Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Der Körper nimmt subjektiv wahr, dass er oder seine Umgebung aus dem Gleichgewicht gerät. Dieses Empfinden kann sowohl einer Karussellfahrt gleichen wie beim Drehschwindel, oder aber einer Fahrt in einem schnellen Aufzug beim sogenannten Liftschwindel. „In unserer Abteilung führen wir jedes Jahr über 1.000 Vestibularisprüfungen durch. Aber die Veranstaltung hat wieder einmal gezeigt, dass der Austausch mit den Kollegen über die neuen Entwicklungen von hoher Bedeutung ist – und letztlich den Patienten zugutekommt“, so Dr. Waldfahrer.









