(openPR) „Ich wäre bestimmt dicker und hätte weniger Ausdauer“, antwortet Ugur auf die Frage, wie es ihm ohne seinen Mentor ergangen wäre. „Er gibt mir etwas für mein Leben.“ Seine Eltern haben das Einzelkind Anfang 2007 beim neu gestarteten Mentorenprogramm Big Brothers Big Sisters Deutschland angemeldet und gehörten damit zu den Ersten. Die gemeinnützige Organisation vermittelte ihm den ehrenamtlichen Mentor Gerhard Steeb aus Speyer. Er wollte nach dem Ausscheiden bei Daimler in der Altersteilzeit etwas Sinnvolles zu tun, und übernahm eine Art Patenschaft auf Zeit für den Jungen. „Werte zu vermitteln“ war ihm ein wichtiges Anliegen. Außerdem haben sich beide vorgenommen, mit Sport etwas gegen ihre Pfunde zu tun. Nachdem sie seit über zwei Jahren ein Tandem bilden, hat der Junge an Gewicht verloren und an Selbstvertrauen gewonnen. Für den Mentor ist klar, dass auch er profitiert: „Ugur hält mich jung“, meint Gerhard Steeb.
Mentoring war bisher vor allem als Unterstützung für Berufseinsteiger bekannt. Studien zum internationalen Mentorenprogramm Big Brothers Big Sisters aus den USA zeigen jedoch, dass sich damit auch sehr wirksam Schulmotivation und soziale Kompetenzen von Kindern fördern lassen. Nun veröffentlichte die edition Körber-Stiftung das erste deutsche Grundlagenbuch zum Thema: In „Das Tandem-Prinzip – Mentoring für Kinder und Jugendliche“ wird unter anderem Big Brothers Big Sisters ausführlich beschrieben.
Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll: Ehrenamtlich engagierte Mentoren stärken Kinder in schwierigen Lebenssituationen, indem sie ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Die Jungen und Mädchen erhalten Anregungen und Anerkennung, sie werden individuell darin unterstützt, sich zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu entwickeln. Erwachsene übernehmen Verantwortung und geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Jüngere weiter. Dabei steht nicht die Karriere im Vordergrund, sondern die soziale Integration. Mentoren ermutigen Kinder, sich etwas zuzutrauen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. So fördert das Mentorenprogramm zugleich den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Anfang 2007 ist das Mentorenprogramm in Deutschland gestartet, zuerst als Pilotprojekt in der Rhein-Neckar-Region. Nachdem bereits über 100 Kindern ein Mentor vermittelt werden konnte, gibt es das Angebot nun auch in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Essen. Mädchen bekommen eine ‚große Schwester', Jungen einen ‚großen Bruder'. Insbesondere Mentoren werden dringend gesucht.
Die bei Big Brothers Big Sisters ehrenamtlich engagierten Mentoren durchlaufen ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren und werden in einem Einführungsworkshop auf ihre Rolle vorbereitet. Wichtige Voraussetzungen sind Offenheit und die Bereitschaft, einem Kind als großer Freund für mindestens ein Jahr verlässlich zur Seite zu stehen. Das „Tandem“ aus Erwachsenem und Kind trifft sich zwei bis vier Mal im Monat zu gemeinsamen Aktivitäten. Das kostenlose Angebot richtet sich an Jungen und Mädchen zwischen 6 und 16 Jahren. Häufig werden die Familien von der Schule auf diese Form der Unterstützung aufmerksam gemacht.
bibliographische Angaben zum Buch:
Beate Ramm: Das Tandem-Prinzip - Mentoring für Kinder und Jugendliche. ISBN 978-3-89684-076-9. Euro 16,– (D). Erhältlich in jeder Buchhandlung und unter www.edition-koerber-stiftung.de








