(openPR) Am Abend des 2. Juni 2009 hallten temperamentvolle Flöten- und Gitarrenklänge durch die moderne Bibliothek in der ehemaligen Papierfabrik auf dem Wernigeröder Campus. Anlässlich des 150. Todestages des Universalgelehrten Alexander von Humboldts hatte die Hochschule Harz zu einer Akademischen Feststunde geladen. Den Gästen präsentierte sich der deutsche Naturforscher mit fesselndem Blick auf dem in Öl gemalten Porträt von der Hand Prof. Karl Oppermanns.
In einer kleinen Festrede gab Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann einen interessanten Überblick über das ereignisreiche Leben Alexander von Humboldts (1769 – 1859). Anschaulich erläuterte er, dass der jüngere der beiden Humboldt-Brüder sein Ziel, Forschungsreisender zu werden, stets beibehielt und trotz Widrigkeiten verfolgt hat. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war er fünf Jahre lang mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland auf Expeditionsreise in Süd- und Nord-Amerika, bestieg zahllose Berge und Vulkane, sammelte Material und brachte so Geographie wie Geologie ein großes Stück voran, bestimmte zudem über 60.000 Pflanzen, mehr als 6.000 davon erstmalig. Aus all den Erkenntnissen entstand nach Rückkehr der größte private Reisebericht in Form von 34 Bänden. Mit seinen berühmten „Kosmos“-Vorlesungen in Berlin schaffte er es, eine breite Bevölkerungsschicht für die Naturforschung und die Erkundung fremder Länder zu begeistern. Man darf deshalb – so Festredner Willingmann – Humboldts Vorlesungen als „Geburtsstunde der Popularisierung der Wissenschaft in Wort und Schrift, der wissenschaftlichen Bildungsvereine, Kinder-, Senioren- oder Volkshochschulen bezeichnen“. Alexander von Humboldt symbolisiere Forscherdrang und Reiselust, Weltoffenheit und Erkenntnisdrang – Begriffe die auch in der heutigen Zeit noch Bedeutung haben – auch für die Studierenden, aber auch den Lehrkörper der Hochschule Harz. Beide Gruppen und Gäste der Hochschule können sich zukünftig von diesem Vorbild inspirieren lassen durch das Humboldt-Porträt des international bekannten Künstlers Prof. Karl Oppermann, der das im Jahr 2004 entstandene Gemälde in diesem festlichen Rahmen dem Rektor überreichte. Diese Schenkung stellt die erste Erweiterung der im Oktober 2008 eingerichteten „Stiftung Karl Oppermann“ dar, die für die interessierte Öffentlichkeit seitdem in der Hochschul-Bibliothek zugänglich ist. Weltoffenheit, humanistischer Anspruch, Südamerika-Begeisterung sind neben dem Zeichnen, Malen und Schreiben bemerkenswerte Parallelen der beiden Persönlichkeiten Humboldt und Oppermann.
Seine nicht minder ausgeprägte literarische Ader und unverkennbare Unterhaltungskünste stellte Prof. Karl Oppermann im Anschluss unter Beweis. Er las aus dem bisher noch unveröffentlichten dritten Band seiner „Erinnerungen“. Dass er nicht vor hatte, die Zuhörer mit trockener Literatur ihrem Wein- oder Wasserglas näher zu bringen, verdeutlichte er bereits am Anfang. „Es ist zwar eine Akademische Feststunde, doch ich lese aus meinen Erinnerungen und da dürfen sie bei den heiteren Episoden auch völlig unakademisch – aber bitte an den richtigen Stellen – lachen.“ Diesen Rat nahmen sich die Zuhörer zu Herzen. Prof. Karl Oppermann berichtete mittels verschiedener Texte über eine Zeitspanne die von Mitte der 60er Jahre bis hin zum Jahr 2008 reichte. So lehnten sich die ausgesuchten Themen an Südamerika an, aber auch aktuellen Punkten wie den Geschehnissen um den inoffiziellen Stasi-Mitarbeiter und West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras. Betonend, bewegend, begeisternd las der Künstler. Witzig und charmant ließ er seine Gedanken und Worte nicht nur auf der Leinwand, sondern auch in den Köpfen der Zuhörer Gestalt annehmen. Die Fantasie der Gäste kreiste um eine blaue Jacke, die sich als Pelzimitation herausstellte, um die Erkenntnis, dass leise Töne keine Ratten verjagen, um eine sibirische Wodka-Nacht und um einen verlorenen Reisepass, den ein Zeitungsbericht ersetzen musste. Zum Abschluss der Akademischen Feststunde stand man noch in geselliger Runde beisammen und ließ die im Kopf entstandenen Bilder bei einem Glas südamerikanischen Weins langsam ausklingen, während draußen die Nacht herein brach.












