(openPR) Am Montag vor 110 Jahren wurde Erich Kästner geboren. Wir feiern ihn mit einer „Kästner-Woche“, weil er der meistvorgelesene Schriftsteller auf VolksLesen.tv ist. Fünf von ungefähr 200 Vorlesern haben am liebsten aus einem seiner Bücher vorgelesen.
1931 erschien „Fabian“. Das Werk ist eine brillante Satire auf die deutschen, insbesondere Berliner Zustände in der Weimarer Republik am Ende der zwanziger Jahre und während der großen Weltwirtschaftskrise um 1930. Fabian Pollack liest aus diesem Buch vor, weil es so heißt, wie er und weil sich mancher darin wiederfinden wird.
1932 erschien das Kinderbuch „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“. Der 35. Mai ist der Tag, an dem alles passieren kann. Marcel liest daraus vor, weil er Erich Kästner mag und weil er selber am 35. Mai Geburtstag hat. Fast ...
Die Faschisten hassten Erich Kästner, weil er gegen Krieg, Diktatur, Engstirnigkeit, Intoleranz und Unmenschlichkeit anschrieb. „Im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster-feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend beim Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen. Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt (...) Plötzlich rief eine schrille Frauenstimme: "Dort steht ja der Kästner!" Eine junge Kabarettistin, die sich mit einem Kollegen durch die Menge zwängte, hatte mich stehen sehen und ihrer Verblüffung übertrieben laut Ausdruck verliehen. Mir wurde unbehaglich zumute. Doch es geschah nichts.“ (Aus: Vorrede zu "Bei Durchsicht meiner Bücher" (1946). In: Werke, Bd. 1, S. 370)
Trotzdem blieb Erich Kästner in Deutschland. Unter seinem Namen durfte er nur im Ausland veröffentlichen. In Deutschland schrieb er unter einer Vielzahl von Pseudonymen Texte für Zeitungen, Theater, Hörfunk und Film.
1934 erschien in der Schweiz „Drei Männer im Schnee“. Der exzentrische und gutmütige Geheimrat und Millionär Tobler will die Menschen studieren. Es handelt sich um eine Verwechslungskomödie mit vielen Missverständnissen. Jörg M. Fehlhaber liest daraus, weil er das Buch vor vielen Jahren anlässlich des Abiturs von seiner Tante Elisabeth geschenkt bekommen hat, es immer wieder durchgelesen hat und sich immer wieder darüber amüsiert hat.
1946 erschien das Gedicht „Das Leben ohne Zeitverlust“. Kästner gehörte zu den Textern des ersten Nachkriegskabaretts “Schaubude” in München. Dorina Pascu liest eines dieser zeitlosen Gedichte: „Ihm bin ich zugetan,- ob es Tag oder Nacht ist. – Ich liebe stets den Mann, - der gerad an der Macht ist. – Ob er nun Staatsmann ist, ob Börsenheld, ob Krieger, - ich liebe den Sieger.“
1950 erschien die „Ansprache zum Schulbeginn“. Vielleicht ist sie aus der Erinnerung an seine Ausbildung zum Volksschullehrer entstanden. Caroline Bartels wird auch Lehrerin und liest den Text deshalb vor.
Heute wird Erich Kästner überwiegend als Kinderbuchautor wahrgenommen. Aber da irrt die Wahrnehmung. Im Unkomplizierten, Verständlichen liegt nicht sein Makel, sondern sein Genie!
IN EIGNER SACHE:
Es gibt eine neue Funktion bei VolksLesen. Sie finden jetzt bei jeder Lesung oben rechts einen Link zu der Woche, in der die Lesung entstand.
„Fabian“ stammt aus „Krippenerzieher lesen.“, „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“ aus „Berlinek liest.“, „Drei Männer im Schnee“ aus „Beton-Experten lesen.“, „Das Leben ohne Zeitverlust“ aus „Steuerflüchtlinge lesen.“ und die „Ansprache zum Schulbeginn“ aus „Der lesende Tresen“.
Und nächste Woche? - Hellseher und Wahrsager.




