(openPR) Anlässlich des heute beginnenden Kinder- und Jugendhilfetages in Essen fordert die Deutsche Kinderhilfe von den Verantwortlichen in der Kinder- und Jugendhilfe – den Jugendämtern und den freien Jugendhilfeträgern – ein deutliches Signal dahingehend, dass sich die Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe grundlegend ändert.
Die Politik hat in den letzten Jahren die Mittel für die Kinder- und Jugendhilfe dramatisch gekürzt. Viele Ämter sind personell und materiell mangelhaft ausgestattet. Das darf aber nicht zu der falschen Annahme verleiten, dass allein die Investition von mehr Geld und die personelle Aufstockung die Krise der Kinder- und Jugendhilfe beseitigen können. Die spektakulären Fälle wie Lea-Sophie oder Kevin haben gezeigt, dass in Deutschland in erster Hinsicht ein Mentalitäts- und Qualitätsproblem in der Kinder- und Jugendhilfe besteht, das unabhängig von finanziellen Ressourcen gelöst werden muss. Vielerorts fehlt es an Diagnose- und Qualitätsstandards und den gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsvereinbarungen zwischen Jugendämtern und freien Jugendhilfeträgern. Die für eine Kindeswohlgefährdung sehr wichtige Frage nach dem Alkoholismus in der Familie beispielsweise wird in der Regel ebenso wenig standardmäßig abgefragt wie etwaige Vorstrafen neu hinzutretender Lebenspartner. Eine Kooperation mit Polizeibehörden funktioniert an einigen Standorten ausgezeichnet, es gibt aber noch zahlreiche Jugendämter, die nicht mit der Polizei zusammenarbeiten und selbst bei schwersten Delikten gegen Kinder keine Anzeige erstatten.
Die Politik hat mit den Beschlüssen des Kindergipfels vom 19.12.2007 und den nun auf den Weg gebrachten Maßnahmen erste Schritte in die richtige Richtung getan. Die Öffentlichkeit – dies zeigt der Fall des abgewählten Schweriner Oberbürgermeisters – ist für das wichtige Thema der Kinder- und Jugendhilfe sensibilisiert. Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, wie sie in der Vergangenheit vorgenommen wurden, sind politisch nicht mehr durchsetzbar. Nun sind die unmittelbar vor Ort tätigen Institutionen in der Pflicht, den sozialpädagogischen Mehltau abzuschütteln und am Aufbau einer modernen und effektiven Kinder- und Jugendhilfe aktiv mitzuwirken. Der „Brandbrief“ der Berliner Jugendamtsleiter und die Reaktion des Senats haben gezeigt, dass ein Zusammenwirken aller Beteiligten erfolgreich sein kann. Der Kinder- und Jugendhilfetag bietet eine Chance, die Qualitätskrise anzupacken.













