(openPR) Nürnberg, 26. Mai 2008 - BEILNGRIES. „Aufschwung und Wohlstand hängen in Zukunft ganz entscheidend vom Sozialverhalten ab“ – mit dieser These haben sich über 100 Mitglieder des KKV Bayern beim 40. Hirschberg-Forum auf Schloss Hirschberg befasst. In Vorträgen, Podiumsgesprächen und Arbeitskreisen erörterten sie die Bedeutung von Kooperation, Kreativität und Motivation für Wirtschaft und Wirtschaftsethik. Bewährte, gerade christliche Moral-Modelle, so Referent Bernhard G. Suttner, seien hier zukunftsweisend.
„Kooperation, Kreativität, Motivation – Säulen einer zukunftsfähigen Gesellschaft“ – so das weit gefasste Jahresmotto des KKV Bayern, das der Sozialverband traditionell im Rahmen des Hirschberg-Forums vorstellt und erörtert. Ergänzt wurde die traditionell von Fronleichnam bis zum folgenden Sonntag stattfindende Veranstaltung dieses Jahr durch Feierlichkeiten zur 40. Auflage des erfolgreichen Forums.
Den Reigen der Vorträge eröffnete der Ingolstädter Publizist Erik Händeler, Mitglied des KKV-Landesvorstandes und Autor des Buches „Geschichte der Zukunft“. Aufbauend auf den Theorien des Wirtschaftswissenschaftlers Nikolai Kondratjew sind für ihn Firmenkultur und Kommunikation, Wertschätzung und Sozialverhalten entscheidende Elemente weiteren Aufschwungs: „Während Sachkompetenz in den Hierarchien der früheren Industriegesellschaft oben angesiedelt war“, so Händeler, könne die Informationsflut heute keiner mehr überblicken – die Wissensgesellschaft fordere neue Wege: Fachliche Kompetenz verteile sich zunehmend auf alle hierarchischen Ebenen. „Gerade das mittlere Management wird eingeklemmt zwischen alten Vorgaben der Firmenleitung und dem neuen Paradigma, dass jeder einzelne Mitarbeiter zum unverzichtbaren Spezialist eines Zwischenschrittes geworden ist.“ Gefragt seien neue Kooperation und Kommunikation, neue Qualitäten der Führung – darin waren sich auch die Teilnehmer des Forums in anschließenden Arbeitsgruppen einig.
Diesen Tenor teilte das darauf folgende Hirschberg-Podium. Zusammengestellt aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche Wirtschaft, Gesellschaft, Kirche und Politik, betonten auch diese „die Bedeutung neuer, tragender Netzwerke“. Kooperation brauche Verbindlichkeit – und Gerechtigkeit: So böten gerade die neuen Medien große Chancen weltweiter Vernetzung, gleichzeitig aber auch die Gefahr einer Ausgrenzung gerade älterer Generationen sowie Risiken des Rückzugs in virtuelle Welten: „Netzwerke können virtuell entstehen, brauchen aber die reale Erdung.“ Als Kirche und Sozialverbände habe man gerade hinsichtlich der Förderung der Schlüsselqualifikationen und sozialer Kompetenz die Nase vorn – eine Tatsache, die die Vertreter aus Politik und Wirtschaft unterstrichen.
Dem stimmte Bernhard G. Suttner, Landesvorsitzender der ÖDP, in seinem Vortrag zu. Gerade die „alten Besen“ der Ethik – allen voran die Prinzipien der christlichen Soziallehre, die Kardinaltugenden und die Zehn Gebote – seien von ungebrochener Aktualität. Während sich die modernen Sozialwissenschaften in großen Teilen in ethischer Abstinenz wiegten, fordere die Gesellschaft wieder mehr und mehr Wertmaßstäbe ein. Herausforderung kirchlicher Sozialverbände sei es, die bewährten Methoden im Einklang mit neuen ethischen Theorien weiter zu entwickeln. Suttner nannte exemplarisch die Habermas’sche Diskursethik, John Rawls’ Gerechtigkeitstheorie und das Prinzip der Verantwortung nach Hans Jonas. Alles zusammen sorge für eine neue Kultur der Kooperation, die den Mensch in den Mittelpunkt rücke. „Der Glaube fordert uns zur universalistischen Ethik heraus.“ Die Grundprinzipien der christlichen Soziallehre müssten in Politik und Wirtschaft als ordoliberale Sozialstaatsidee globalisiert werden. Als Vorlage könne die Soziale Marktwirtschaft dienen, die „hier erhalten, dort entwickelt und überall um die ökologische Komponente erweitert werden muss“. Gerade das alte Europa könne und müsse „seine sozialethische Grundkonzeption mit großem Selbstbewusstsein vertreten.“ Das aber erfordere die Kooperation in Netzwerken, eine kreative Suche nach neuen Wegen und die Motivation, konkrete Schritte zu tun.
Auf Schloss Hirschberg ernteten diese Rückschlüsse Suttners minutenlangen Applaus. Für den KKV als katholischen Sozialverband, so das Fazit, bleibe die Aufgabe, gemeinsam Konzepte und Wege neuer, ethischer Netzwerke in Wirtschaft und Verwaltung zu entwickeln. Um das zu erreichen, bedürfe es nun des Weiterdenkens in allen Ortsgemeinschaften.












