(openPR) In Deutschland haben im Jahr 2007 mehr als 110.000 Menschen Privatinsolvenz angemeldet und es gab 27.490 Firmenpleiten. Viele Betroffene fühlen sich verzweifelt, überfordert und alleine mit ihrer Situation, denn Scheitern ist in Deutschland ein Tabuthema. Dies führt oft zu Isolation und verstärkt die Krise.
Für Menschen, die von Insolvenz betroffen sind, gibt es in Köln den Gesprächskreis „Anonyme Insolvenzer“. Der Gesprächskreis bietet eine Möglichkeit für Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung und trifft sich im Januar am Do., 10.01.2008 im Veranstaltungszentrum TOR 28.
„Anonyme Insolvenzer“ ist weder politisch, noch wirtschaftlich oder konfessionell gebunden. Initiator ist Attila von Unruh - er war lange Zeit erfolgreich als Unternehmer tätig, bis er vor einigen Jahren selbst von Insolvenz betroffen war. „Ich musste erleben, wie man innerhalb kürzester Zeit vom Erfolg in die Krise rutschen kann. Meine eigene Insolvenz habe ich als traumatisch und lebensbedrohend empfunden. Kündigung von Wohnung und Büro, kein Geld mehr auf dem Konto, hinzu kam Beziehungsstress. Meine Identität und mein Selbstwert waren in Frage gestellt - ich hatte das Gefühl, meine Welt bricht zusammen.“ Er machte die Erfahrung, dass es im Falle einer Insolvenz kaum Möglichkeiten gibt, offen über diese Situation zu sprechen und noch weniger Möglichkeiten der emotionalen Unterstützung.
Das war Auslöser, den Gesprächskreises „Anonyme Insolvenzler“ zu gründen. Der Name für den Gesprächskreis wurde in Anlehnung an „Anonyme Alkoholiker“ gewählt, denn es braucht Mut, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, das gesellschaftlich abgelehnt wird und angstbesetzt ist. Der Gesprächskreis findet regelmäßig einmal im Monat statt. Einzige Voraussetzung ist, dass die Teilnehmer Vertraulichkeit vereinbaren, die dazu verpflichtet, das in der Gruppe Mitgeteilte nicht nach außen zu tragen. „Die Teilnehmer erfahren, dass sie nicht allein mit ihren Sorgen sind. Das Gespräch mit anderen Betroffenen gibt Mut und schafft Verbindung zwischen den Menschen – das eröffnet neue Perspektiven für den Einzelnen“ fasst Attila v. Unruh die Idee zusammen.
Die Teilnehmer der Gruppe kennen sich nur mit Vornamen. Sie bleiben anonym, was die Hemmschwelle über Persönliches zu sprechen, herabsetzt. Dabei ist Freiwilligkeit oberstes Prinzip. „Auch diejenigen, die kommen und erst einmal nur zuhören möchten, sind herzlich eingeladen“, betont Attila von Unruh. „Ich möchte ein Netzwerk aufbauen und dazu beizutragen, das Thema Insolvenz aus der Tabuzone zu holen. Das betrifft auch die Menschen, die mit ihrer Firma Insolvenz anmelden müssen. Denn Scheitern kann jeder, der etwas riskiert. In Deutschland ist die Angst davor so hoch, dass viele sich gar nicht trauen, ein Unternehmen zu gründen oder sich selbstständig zu machen. Dabei brauchen wir in Deutschland Menschen, die bereit sind, etwas zu wagen.“
Auch Wirtschaftsverbände und die Politik haben erkannt, wie wichtig es ist, der große Zahl der „Insolvenzler“ in Deutschland die Chance zu geben, wieder erfolgreich am Markt zu arbeiten. „Diejenigen, die die Krise bewältigt und aus der Erfahrung gelernt haben, bringen ein großes Potential mit, zukünftig erfolgreich zu arbeiten und zufriedener zu sein“ fasst Attila v. Unruh seine persönliche Erfahrung zusammen.
Köln, den 07.01.2008