(openPR) Warum kommt es in der Weihnachtszeit häufig zu Streit?
Dr. Christian Boeser: Weihnachten ist ein Fest, bei dem wir idealisierte Bilder im Kopf haben. Aber ebenso wenig wie wir jedes Jahr „weiße Weihnachten“ haben, ist das familiäre Zusammenkommen durchgängig ein Hochamt der Harmonie. Aufgrund sehr hoher Erwartungen, die sich von Person zu Person unterscheiden, sind kleinere oder größere Enttäuschungen unvermeidlich. Erschwerend kommt die eiserne Regel, man dürfe sich an Weihnachten bloß nicht streiten. Diese gut gemeinte Streitvermeidung führt dann zum lauten Knall.
Wie können die Betroffenen am besten damit umgehen?
Boeser: Wir sollten akzeptieren: Wie wir uns in einer konkreten Situation verhalten, welche Fehler wir machen, ist weitaus weniger wichtig als unser Verhalten danach. Schließlich gibt es niemanden, der oder die immer alles richtig macht. Wirklich problematisch sind diejenigen, die das von sich behaupten. Deswegen ist es auch empfehlenswert, eine gewisse Fehlertoleranz zu haben, egal ob sich der andere oder wir uns selbst einmal im Ton vergreifen. Wir sollten großherzig mit uns und dem anderen sein. Mit uns selbst, weil wir uns dann auch leichter entschuldigen können. Und mit dem anderen, weil das eine der zentralen Botschaften der Person ist, deren Geburt an Weihnachten gefeiert wird.
Kann man sich vielleicht sogar schon "vorbereiten" und Strategien überlegen, wie man dem Streit begegnet?
Boeser: Zum einen kann man aus Fehlern der vergangenen Jahre lernen. Dafür muss man sich mit sich selbst und mit den Angehörigen darüber auseinandersetzen, was der Grund für unangenehmen Streit gewesen ist. Wichtig ist zum anderen die Frage: Was hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass Weihnachten insgesamt doch ganz schön geworden ist? Also nicht nur nach Fehlern suchen, sondern auch nach den Gelingensfaktoren, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, dass Weihnachten seine schönen und besonderen Momente hatte.
Über den Forscher
Dr. phil. Christian Boeser beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Thema Streit. Durch Artikel, Bücher, Workshops, Seminare und Vorträge sucht er immer wieder den Austausch mit Interessierten. Boeser ist Leiter des Netzwerks Politische Bildung Bayern und Initiator des Projekts „Streitförderer” bei dem es um die Förderung einer demokratischen Streitkultur sowie den Umgang mit politischem Extremismus geht. Aktuell hat er ein das Buch „Streitförderer für Demokratie. Warum wir sie brauchen. Wie Sie einer werden.” veröffentlicht. Boeser ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung an der Universität Augsburg.
wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. phil. Christian Boeser
Erwachsenen- und Weiterbildung
Telefon: +49 821 598-5562
E-Mail: ![]()
Originalpublikation:
Boeser Christian (2025): Streitförderer für Demokratie. Warum wir sie brauchen. Wie Sie einer werden. Ulm: Klemm + Oelschläger.













