openPR Recherche & Suche
Presseinformation

Langjähriges Rätsel in der Elektronenstreuung wird durch neue Messung am Mainzer Mikrotron noch komplexer

03.12.202512:30 UhrWissenschaft, Forschung, Bildung
Bild: Langjähriges Rätsel in der Elektronenstreuung wird durch neue Messung am Mainzer Mikrotron noch komplexer

(openPR) Mit A1-Spektrometern erzieltes Ergebnis zeigt unerwartetes Verhalten schwerer Atomkerne und eröffnet Weg zu Präzisionstests an der künftigen MESA-Anlage

Warum verhält sich der Atomkern von Blei so anders als jeder andere Atomkern, wenn er von Elektronen getroffen wird? Ein Team von Physikerinnen und Physikern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) hat einen wichtigen Schritt zur Beantwortung dieser Frage unternommen – um dann festzustellen, dass das Rätsel noch komplexer ist als bislang angenommen. Die Ergebnisse wurden im renommierten Wissenschaftsjournal Physical Review Letters veröffentlicht.

Elektronen streuen an Atomkernen in der Regel auf eine Weise, die sich mit bemerkenswerter Genauigkeit vorhersagen lässt. Ein gut getestetes Merkmal dabei ist, dass eine Umkehr des Spins der einfallenden Elektronen das Streuverhalten geringfügig verändern sollte – ein Effekt, der durch den Austausch zweier „virtueller Photonen“ zwischen dem Elektron und dem Atomkern verursacht wird. Für die meisten Kerne sagt die Theorie exakt voraus, wie groß dieser winzige Effekt sein sollte, und Experimente über Jahrzehnte hinweg haben diese Vorhersagen bestätigt. Blei hat sich hier jedoch immer von anderen Elementen unterschieden. Frühere Messungen an der Thomas Jefferson National Accelerator Facility des US-Energieministeriums haben gezeigt, dass dieser spinabhängige Effekt bei Blei vollständig zu verschwinden scheint – ein Ergebnis, das keine bestehende Theorie erklären kann.

Das Experiment am Mainzer Mikrotron

In einem neuen Experiment mit den hochauflösenden A1-Spektrometern am Mainzer Mikrotron (MAMI) hat das JGU-Team denselben Prozess bei einer anderen Strahlenergie und einem anderen Streuwinkel gemessen. Diesmal war der Effekt eindeutig vorhanden und überraschend groß. Anstatt die frühere Anomalie aufzuklären, verschärft die neue Messung sie noch: Das Verhalten des Bleikerns ändert sich mit der Energie drastisch – und zwar in einer Weise, die die aktuelle Theorie nicht erfasst.

„Dieses Ergebnis bestätigt, dass das Rätsel real ist“, sagt Prof. Dr. Concettina Sfienti, die das Projekt leitet. „Das bedeutet, dass es unerforschte physikalische Phänomene gibt, wie Elektronen mit schweren Kernen interagieren, und dass wir neue theoretische Ansätze brauchen, um sie zu verstehen.“

Das Experiment wurde im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereich (SFB) 1660, „Hadronen und Kerne als Entdeckungsinstrumente“, durchgeführt. Ein zentrales Ziel des SFB ist es, mithilfe von Präzisionsexperimenten subtile Effekte in der Kernstruktur aufzudecken, die neue Einblicke in das Standardmodell der Teilchenphysik ermöglichen könnten. Das unerwartete Verhalten von Blei entwickelt sich dabei zu einem der faszinierendsten Beispiele des Forschungsverbunds – ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie hochpräzise Messungen selbst in einer gut etablierten Theorie Lücken aufdecken können.

Weitreichende Bedeutung für zukünftige Experimente an MESA

Die Ergebnisse haben zudem weitreichende Bedeutung für das zukünftige P2-Experiment am neuen MESA-Beschleuniger, der derzeit auf dem Mainzer Campus als Teil des Exzellenzclusters PRISMA++ aufgebaut wird. An MESA werden extrem kleine Effekte in der Elektronenstreuung gemessen, um das Standardmodell mit bislang unerreichter Genauigkeit zu testen. Zum Erreichen der bei P2 erforderlichen Präzision ist es von entscheidender Bedeutung, zu verstehen, welche Rolle der Zwei-Photonen-Austausch in schweren Atomkernen spielt – wie beim nun beobachteten überraschenden Verhalten von Blei. „Mit diesem neuen Ergebnis von MAMI gewinnen wir ein deutlich klareres Bild davon, was verstanden werden muss, bevor wir die nächste Präzisionsstufe bei MESA erreichen“, erklärt Sfienti. „Was wir heute messen, prägt direkt den Fahrplan für die Hochpräzisionsphysik von morgen.“

wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Concettina Sfienti
Institut für Kernphysik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel.: 06131 39- 21397
E-Mail: E-Mail
https://agsfienti.uni-mainz.de/

Originalpublikation:
A. Esser et al., Beam-Normal Single-Spin Asymmetry in 208Pb at Low Energy: Discrepancy Resolved or New Kinematic Puzzle?, Physical Review Letters 135, 232502, 2. Dezember 2025,
https://doi.org/10.1103/fd61-xxk6

Diese Pressemeldung wurde auf openPR veröffentlicht.

Verantwortlich für diese Pressemeldung:

News-ID: 1297967
 1

Kostenlose Online PR für alle

Jetzt Ihren Pressetext mit einem Klick auf openPR veröffentlichen

Jetzt gratis starten

Pressebericht „Langjähriges Rätsel in der Elektronenstreuung wird durch neue Messung am Mainzer Mikrotron noch komplexer“ bearbeiten oder mit dem "Super-PR-Sparpaket" stark hervorheben, zielgerichtet an Journalisten & Top50 Online-Portale verbreiten:

PM löschen PM ändern
Disclaimer: Für den obigen Pressetext inkl. etwaiger Bilder/ Videos ist ausschließlich der im Text angegebene Kontakt verantwortlich. Der Webseitenanbieter distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen. Wenn Sie die obigen Informationen redaktionell nutzen möchten, so wenden Sie sich bitte an den obigen Pressekontakt. Bei einer Veröffentlichung bitten wir um ein Belegexemplar oder Quellenennung der URL.

Pressemitteilungen KOSTENLOS veröffentlichen und verbreiten mit openPR

Stellen Sie Ihre Medienmitteilung jetzt hier ein!

Jetzt gratis starten

Weitere Mitteilungen von idw - Informationsdienst Wissenschaft

Bild: Männliche Listspinne „erschnuppert“ ihre Partnerinnen mit den BeinenBild: Männliche Listspinne „erschnuppert“ ihre Partnerinnen mit den Beinen
Männliche Listspinne „erschnuppert“ ihre Partnerinnen mit den Beinen
„Sich gut riechen können“ ist maßgeblich bei der Partnerwahl – auch in der Tierwelt. Das Forschungsteam rund um Mohammad Belal Talukder machte an der Universität Greifswald eine bemerkenswerte Entdeckung, die kürzlich in Communications Biology erschienen ist: Männliche Listspinnen wittern den Duft von Weibchen mit ihren Beinen. Dass Insekten ihre Umwelt über chemosensorische Sinneshärchen, sogenannte Sensillen, wahrnehmen, ist bekannt. Die chemosensorischen Werkzeuge von Spinnen sind hingegen kaum erforscht. In einer Studie , die Anfang dies…
Bild: Chaos und Strömung – mathematisch betrachtet - Neu an der UDE: Dominic Breit Bild: Chaos und Strömung – mathematisch betrachtet - Neu an der UDE: Dominic Breit
Chaos und Strömung – mathematisch betrachtet - Neu an der UDE: Dominic Breit
„Wir analysieren derzeit Wirbel und chaotische Strömungen mit stochastischen Differentialgleichungen“, sagt Prof. Dr. Dominic Breit. „Damit können wir etwa vorab Wetter über einen größeren Zeitraum darstellen. Je länger die Spanne ist, desto höher die Unvorhersehbarkeit, da die meteorologische Dynamik von vielen miteinander verbundenen Prozessen abhängt.“ Methodisch nutzen Breit und sein Team sogenannte Navier-Stokes Gleichungen und die Fluid-Structure Interaction. „Mit Navier-Stokes können wir erklären, wie Teilchen im Wasser miteinander int…

Das könnte Sie auch interessieren:

Mainzer Quelle für ultrakalte Neutronen erreicht neue Bestmarke
Mainzer Quelle für ultrakalte Neutronen erreicht neue Bestmarke
… Neutronen in Betrieb“)http://www.uni-mainz.de/presse/44788.php (Pressemitteilung vom 04.05.2011 „Tiefgekühlte Neutronen für die Wissenschaft: UCN sollen Rätsel der Astrophysik lösen“)http://www.uni-mainz.de/presse/26914.php (Pressemitteilung vom 19.12.2008 „Mainzer Physiker erzeugen ultrakalte Neutronen am TRIGA-Reaktor)http://www.uni-mainz.de/presse/44801.php …
Netpage GmbH und New Identity AG kooperieren
Netpage GmbH und New Identity AG kooperieren
… Platz 34 im Internetagentur-Ranking 2011 gehört das Unternehmen zur Spitze der deutschen Interaktivbranche. 1998 gegründet, blickt das Unternehmen auf ein solides langjähriges Wachstum zurück und pflegt eine dauerhafte Zusammenarbeit mit einem international renommierten Kundenstamm, darunter Deutsche Telekom, Deutsche Bank, General Motors, Telefunken …
Proton-Rekord: Magnetisches Moment mit höchster Genauigkeit gemessen
Proton-Rekord: Magnetisches Moment mit höchster Genauigkeit gemessen
… Japan Tel. +41 75 411-9072 Fax +81-48-462-1554 E-Mail: http://base.web.cern.ch/ Weiterführende Links:http://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/3027_DEU_HTML.php (Pressemitteilung vom 19.10.2017 „Materie-Rätsel bleibt weiter spannend: Fundamentale Eigenschaft von Proton und Antiproton identisch“)http://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/101_DEU_HTML.php (Pressemitteilung …
Volvo Trucks beauftragt Mainzer Agentur BESTFALL mit Public Relations
Volvo Trucks beauftragt Mainzer Agentur BESTFALL mit Public Relations
… der Fachmedien, eine Kernkompetenz von BESTFALL, rundet den Auftrag ab. „Wir sind stolz darauf für Volvo Trucks und Volvo Financial Services arbeiten zu dürfen. Unser langjähriges Know-how bei der Ansprache von Kunden aus dem Mittelstand kann für die Zielgruppen von Volvo Trucks voll eingesetzt werden, “ sagte der Geschäftsführende Geschäftsführer der …
Bild: Wie groß ist ein Kohlenstoffkern? Forschende der TU Darmstadt setzen neuen MaßstabBild: Wie groß ist ein Kohlenstoffkern? Forschende der TU Darmstadt setzen neuen Maßstab
Wie groß ist ein Kohlenstoffkern? Forschende der TU Darmstadt setzen neuen Maßstab
… Größenunterschied der stabilen Kohlenstoffisotope 12C und 13C zu bestimmen, und konnten damit die Kenntnis des Ladungsradius des Isotops 13C gegenüber der direkten Elektronenstreuung um den Faktor sechs verbessern. Die Ergebnisse wurden mit neuen theoretischen Berechnungen basierend auf modernen Zwei- und Dreiteilchen-Wechselwirkungen zwischen den Neutronen …
Bild: Das Internetportal www.mainz.de erfreut sich wachsender Beliebtheit beim BürgerBild: Das Internetportal www.mainz.de erfreut sich wachsender Beliebtheit beim Bürger
Das Internetportal www.mainz.de erfreut sich wachsender Beliebtheit beim Bürger
… mit dem Mainzer IT-Unternehmen Schwarzer.de Software + Internet GmbH auf Basis des Messverfahrens x-tractit entwickelt worden. Dieser Mehrwertdienst zur Internetanalyse und –messung bereitet die Messdaten grafisch auf und liefert auf diese Weise Qualitätsinformationen über die Inhalte der Internetpräsenz sowie die Besucher und deren Herkunft. Innerhalb …
VICONTEC distribuiert RADVISION exklusiv in Deutschland und Österreich
VICONTEC distribuiert RADVISION exklusiv in Deutschland und Österreich
… exklusiven Vertriebspartner in Deutschland und Österreich entschieden, weil VICONTEC aufgrund seiner personellen und organisatorischen Voraussetzungen nicht nur über ein langjähriges Markt-und Produkt-Knowhow, sondern auch über ein sehr erfolgversprechendes Vertriebskonzept verfügt. Nicht zuletzt das innovative Mietkonzept des Unternehmens steht für …
Werner & Mertz setzt auf BESTFALL
Werner & Mertz setzt auf BESTFALL
… Mertz die Pressearbeit eines Projekts aus dem Bereich Corporate Social Responsibility (CSR). Weitere gemeinsame Projekte sind in Planung. „Die Zusammenarbeit mit Werner & Mertz gibt uns die Chance, un-ser langjähriges Know-how auf dem Gebiet der strategischen Kommunikation in die Zusammenarbeit einzubringen“, freut sich Valentin auf die Aufgabe.
Bild: Tamer Zincidi, INKA Gruppe: Unternehmen sponsert Hochschulsportgruppe der Uni MainzBild: Tamer Zincidi, INKA Gruppe: Unternehmen sponsert Hochschulsportgruppe der Uni Mainz
Tamer Zincidi, INKA Gruppe: Unternehmen sponsert Hochschulsportgruppe der Uni Mainz
… anlässlich eines Vorbereitungswochenendes der französischen Nationalmannschaft, eines Camps der Europäischen Lacrosse Föderation (ELF) sowie vieler weiterer regionaler Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz wird der INKA-Schriftzug weithin sichtbar sein. Dieses Projekt ist als langjähriges Engagement gedacht. Weitere Informationen unter http://www.inka-invest.de
Sie lesen gerade: Langjähriges Rätsel in der Elektronenstreuung wird durch neue Messung am Mainzer Mikrotron noch komplexer