(openPR) Die Zeiten der erfolgreichen Symbiose von Microsofts Windows und Intels PC-Chips sind endgültig vorbei. Nachdem Intel im Sommer den Mobilmarkt faktisch aufgegeben hat, hat Microsoft nun einen Strategiewechsel in Richtung der Smartphone Chip-Architektur ARM eingeleitet.
Microsoft hat am vergangenen Mittwoch (7.12.2016) auf seiner Entwicklerkonferenz WinHEC im chinesischen Shenzhen eine strategische Wende für Windows eingeleitet. Bislang läuft Windows nur auf der komplexen und teuren Chip-Architektur von Intel. In Shenzhen zeigten die Redmonder eine vollständige Adaption von Windows 10 auf die technisch einfachere Architektur von ARM. Diese wird vor allem in Smartphones und Tabletts eingesetzt. Die Adaption ist für alle ARM-Lizenznehmer und Hardwarehersteller nutzbar. Erste konkrete Anwendungen sind Ende 2017 zu erwarten.
Für Microsoft ist dies der zweite Versuch, auf der ARM-Plattform Fuß zu fassen. Bereits das 2012 veröffentlichte Surface RT-Tablett nutzte einen ARM-Prozessor. Das Gerät floppte, da Windows RT nur die Kacheloberfläche und ein minimales App-Angebot bot. Echte PC-Anwendungen, wie Photoshop, wurden nicht unterstützt. Die nun vorgestellte Adaption verspricht den vollen Funktionsumfang von Windows 10 auf ARM, inklusive dem Desktop.
Derzeit wird Microsoft im Heimatmarkt USA von Google mit preiswerten Chromebooks attackiert. Nach der Abwicklung der von Nokia übernommenen Handy-Sparte und dem faktischen Aus von Windows Phones ist Microsofts Mobilstrategie gescheitert. Die Adaption von Windows 10 auf ARM eröffnet eine neue Perspektive: Die Verschmelzung von Smartphones, Tablets und PCs unter Nutzung der bestehenden PC-Softwarebasis. Microsofts CEO Satya Nadella hat hierzu mehrmals Hinweise gegeben und das „ultimative mobile Gerät“ angekündigt.
Auch für die ARM-Lizenznehmer eröffnen sich neue Chancen: Moderne ARM-Prozessoren gelten als ähnlich leistungsfähig wie Mittelklasse Intel-Chips. Microsoft nutzte in der Präsentation einen Snapdragon 835 Chip des Marktführers Qualcomm. Windows erweitert den Markt von ARM bei margenträchtigen und leistungsstarken Prozessoren. Neben Mittelklasse-PCs ist ein Einsatz in Servern und zukünftig wohl selbst in leistungsstarken Workstations möglich.
Verlierer ist der weltgrößte Chiphersteller Intel. Im Sommer 2016 musste Intel eingestehen, dass eine Adaption seiner Chips auf eine energieeffiziente Smartphone-Variante nicht funktioniert. Die Entwicklung wurde abgebrochen. Stattdessen erwarb Intel eine Lizenz für die ARM-Architektur. Eine glaubhafte Zukunftsstrategie lässt sich nicht erkennen.
Auf der WinHEC-Konferenz hat Microsoft zwar eine erweiterte Partnerschaft mit Intel angekündigt. Bei genauer Betrachtung erscheint dies eher als Feigenblatt. WINTEL, die mehr als zwanzigjährige Symbiose des Windows-Konzerns mit Intel, findet ihr natürliches Ende. Microsofts Hoffnung besteht in WARM – Windows auf ARM.
Microsofts Strategiewechsel ist weder mutig noch visionär. Vielmehr ist er die letzte Chance, um im Betriebssystemmarkt zukünftig relevant zu bleiben. Gelingt dies nicht, dann folgt Microsoft langfristig dem Beispiel der ehemaligen IT-Giganten IBM, Digital, Commodore und vielen anderen.
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