(openPR) 2007 wird Rumänien in Europa integriert - doch ohne die Menschen, ohne die Krankenhäuser?
CHRONIK EINES INFARKTES
Pater Don Demidoff ICCC
Chronik II. Teil
Nach einer Odysee durch rumänische Krankenhäuser (siehe Chronik eines Infarktes, www.depeschedondemidoff.com/Tagebuch eines Dornenpriesters) begebe ich mich in Schweizer Behandlung. Hier der 2. Teil der Chronik
Abreise in die Schweiz. Ich will ohne Stress dort ankommen. Der Flug ist mir untersagt. Ich soll mich am 14.3.2006 im Kantonspital St.Gallen einfinden. Geplant ist eine „Koronarangiographie“. Ich verlasse Rumänien Anfang März. Ich denke daran, die Reise nach Westeuropa zu geniessen, wenn man denn mit einem Infarkt eine Reise geniessen kann.
Ich plane einen Umweg durch Österreich, einen Schlenker nach Italien. Im Hinterkopf die Idee, vielleicht sind es Deine letzten Tage. Ich beginne täglich intensiver über den Tod nachzudenken. So als ob er kurz bevor stehe. Mich umfängt eine seltsame Heiterkeit. Nach 15 Jahren Torturen, Verfolgungen und Enttäuschungen in Rumänien erscheint mir der Tod als eine sympathische Lösung. Wenn es Gottes Wille ist..... Es erwartet mich ein besseres Leben danach. Ich rechne nicht mehr damit, überhaupt in St.Gallen anzukommen. Stefan, mein Chauffeur, nimmt grosse Rücksicht und so gleite ich durch diese wunderbaren Schnee- und Winterlandschaften. Wieviel weisser, reiner, glänzender muss es dort sein, wo ich hoffe anzukommen: in der vierten Dimension.
Ankunft in St.Gallen. Bruno und Reiner haben die Finanzen im Spital geregelt. 9.000 Tausend Schweizer Franken für drei Tage und die Angiographie. Ich zucke zusammen. Damit kann ich ein Kind im Heim mehr als 20 Monate am Leben erhalten. Andererseits, wenn ich nicht mehr lebe, was wird aus dem Heim in Cincu, was wird aus diesen Kindern....
Ich fühle mich wie ein Auserwählter in der Klinik empfangen. Alles ist sauber, hygienisch, hell und vor allem alle sind freundlich. Ich denke zurück an die Krankenhäuser in Rumänien. Ich muss mich einen Augenblick setzen. Ich muss mir die Augen reiben: ich bin angekommen. Dank Du unendlich guter Gott: ich bin angekommen. Muss mir ein paar verstohlene Tränen der Dankbarkeit wegwischen. Die Gedanken an einen Tod in den nächsten Tagen verfliegen. Bruno hat wohl gesagt, was ich hinter mir habe und man gibt mir ein Einzelzimmer. Brauche keine Bettwäsche, brauche gar nichts mehr. Denke an meine verlassenen Kinder in Cincu.
Erste Untersuchungen. Das Essen könnte aus einem Gourmetrestaurant gekommen sein. Die Ärzte reden mit mir, informieren mich, interessieren sich auch für Rumänien.
Vor der Herzuntersuchung bietet man mir ein Beruhigungsmittel an. Ich lache und sage: gestern habe ich mich noch mit dem Tod beschäftigt, ich weiss ich bin in Sicherheit. Sie müssen mich nicht beruhigen. Ein kleiner Einstich in der Leiste, kurz unangenehm, dann Einführung des Drahtes und eines Kontrastmittels. Kurz wird mein Kopf von Hitze durchdrungen. Dann spüre ich gar nichts. Nach 40 Minuten ist die Herzuntersuchung beendet.
Ich warte in einem Nebenraum. Der Arzt hat keine gute Nachricht. „Eine kathetertechnische Sanierung ist mit einem erhöhten Risiko behaftet. Sie brauchen eine Bypassoperation“. Eigenartig, wie gelassen ich das hinnehme. Es erschüttert mich nicht.
Am nächsten Tag will man mich nach Zürich verlegen. Herr Doktor, was kostet die Operation ohne Krankenversicherung? 100.000 Schweizer Franken, Pater. Habe ich nicht. Kann ich noch ein paar Tage leben? Das weiss Gott allein. Dieser Infarkt ist gefährlich genug. Ausserdem sind Sie Diabetiker. Erhöhetes Risiko.
Bruno, der Naturarzt, untersucht mich. Er will mir Hoffnung machen, glaubt auch an den großen Medizinmann im Himmel, verschreibt mir Naturmedikamente. Macht mir Mut. Brauche ich noch Mut?
Ich reise ab. Zurück nach Rumänien. Zurück zu meinen verlassenen Kinder. Zurück in meine Zigeunergemeinde.
13. April 2006. Ich lebe noch. Ich spüre kaum etwas von dem Infarkt, der nun über 40 Tage zurückliegt. Es war der zweite Infarkt. Ein Wunder? Ein Eingriff Gottes? Ja müde bin ich jeden Abend über alle Maßen. Jeden Morgen schlage ich mit Verwunderung die Augen auf: ich bin ja immer noch da. Ich stehe auf, ich arbeite, zelebriere die Heilige Messe. Bei meiner Abreise haben sich über 200 Zigeuner in der Basilika zum Gebet vereint. Dieses Gebet ist angekommen. Ich weiss es.
Chronik eines Infarktes II.Teil in rumänischer Sprache
În anul 2007, România va fi integrata în Europa
Dar ce se va întâmpla cu oamenii, fara spitale?
Cronica unui infarct
Pater Don Demidoff ICCC
Cronica partea a II-a