(openPR) Bei den RoboCup-Weltmeisterschaften trafen sich Schüler, Studenten, Wissenschaftler und die Industrie
- Fünf deutsche Wissenschaftler-Teams sind RoboCup-Weltmeister
Graz. Es brennt auf dem Vordach der Stadthalle Graz – ausgerechnet beim RoboCup 2009, der hier vom 29. Juni bis 5. Juli 2009 stattfindet. Oder ist das Absicht? Ein hilfloses Mädchen ist von Flammen eingeschlossen. Doch Rettung naht: Ein Quadrocopter steigt als sogenannte Drohne – also als unbemannter Flugroboter – mit seinen vier Rotoren in die Luft, findet die Eingeschlossene und übermittelt ein Bild von der Situation auf dem Dach an die Feuerwehrleute, die ebenfalls vor Ort sind und mit Hilfe des Robos jetzt mit der Bergung beginnen können.
RoboCup 2009: Roboter als Fußballer, Butler, Retter und Tänzer
Längst dreht sich beim internationalen RoboCup nicht mehr alles nur um den Fußball. Das wurde bei den koordinierten Einsätzen von Flug-, Ortungs- und Bergungsrobotern mehr als deutlich. Rettungs-Robos werden dort eingesetzt, wo es für den Menschen zu gefährlich wird, zum Beispiel bei Bergungseinsätzen nach Erdbeben.
Neben den erstaunlichen Leistungen in den Kategorien RoboCup Soccer und RoboCup Rescue waren in Graz auch nützliche alltagstaugliche Roboteranwendungen in der Katego-rie RoboCup@Home zu bewundern. Hier zeigen Roboter, wie sie im Alltag helfen: Türen öffnen, Rasen mähen, Gäste bewirten oder den Müll raustragen – für den Robo-Butler ist vieles schon fast selbstverständlich.
Abgerundet wurde das Programm durch den RoboCupJunior, dem Schüler-Wettbewerb des RoboCup. Auch hier waren deutsche Teams erfolgreich. Die jungen Nachwuchsroboti-ker ermittelten die Sieger in den drei Disziplinen Soccer, Dance und Rescue. Die kostü-mierten Roboter beim RoboDance zuckten mit leuchtenden Augen zu heißen Rhythmen– ebenso wie ihre jungen Programmierer, die meist bei den eigens erdachten Choreografien mitmachten. Die Faszination und Begeisterung der jungen Technikfans für ihre Roboter sprang auf das Publikum über.
Flach spielen, hoch gewinnen – Roboterfußball auf dem Vormarsch
Ein ballverliebter Blech-Beckenbauer dort, ein dribbelstarker Platinen-Platini hier – das Publikum in Graz erkannte schnell das Star-Potenzial der kickenden Robos. Dass die spie-lerischen Qualitäten mit den Jahren eindrucksvoll zunahmen – den RoboCup gibt es seit 1997 –, war in Graz nicht zu übersehen. Auch wenn der eine oder andere Stürmer schon mal im Eifer des Gefechts einen Gegenspieler mit dem Ball verwechselte und dieser zu Boden ging.
Deutscher Fußball nicht nur mit der U21 erfolgreich – Robo-Team „B-Human“ aus Bremen schießt sich mit dutzenden Toren zum Weltmeistertitel
Die klassische Schwalbe ist den Roboterfußballern fremd, nicht aber der ungestüme Tor-drang: „Wir haben in diesem Jahr ein unglaublich gutes Torverhältnis, bereits im vierten Spiel hatten wir 34 Tore geschossen und noch keins kassiert“, berichtete Dr. Thomas Röfer, Senior Researcher im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Bremen. Sein Team „B-Human“, in dem neben Wissenschaftlern des DFKI auch elf Infor-matik-Studenten der Uni-Bremen mitarbeiten, eroberte den Pokal in der noch recht neuen Standard Platform League: „Gegen den amtierenden Meister Austin Villa aus den USA ha-ben wir 9:0 gewonnen. Wir freuen uns natürlich riesig, dass wir Weltmeister im RoboCup geworden sind.“
Die Vision des RoboCups: Im Jahr 2050 wollen die Roboterfußballer so weit sein, dass sie den amtierenden Weltmeister – der Menschen wohlgemerkt! – schlagen können. Ange-sichts der jüngsten überzeugenden Leistungen des Fußballer-Nachwuchses in der deut-schen U21-Nationalmannschaft eine ehrgeizige Aufgabe.
Insgesamt fünf Teams deutscher Universitäten erobern Weltmeistertitel
In den Wettbewerben der humanoiden Roboter dominierten die deutschen Teams klar das internationale Feld: Neben „B-Human“ in der Standard Plattform Liga holte das Team „NimbRo“ der Universität Bonn den Titel in der Teen-Size-Liga. Die Darmstadt Dribblers der Technischen Universität Darmstadt spielten alle Gegner schwindelig und sicherten sich den Titel in der Kid-Size Liga. In der Middle-Size-Liga gewann der „RFC Stuttgart“ der Universität Stuttgart. Doch Deutschland war nicht nur im Fußball erfolgreich: In der RoboCup@Home Liga ging ein Weltmeistertitel an das Team „b-it-bots“ der Hochschule Bonn-Rhein Sieg.
RoboCup bietet Zukunftsplattform für internationale Technologieunternehmen
Um die Entwicklung der Roboter auf allen Gebieten weiter voranzutreiben, wird von den RoboCup-Teams stets topaktuelle Technik benötigt. Deshalb nimmt auch das Interesse von Technologieunternehmen am RoboCup stetig zu. Denn viele neue Entwicklungen und Ver-fahren, die beim RoboCup auf dem Fußballfeld oder bei Rettungsübungen erprobt werden, könnten schon bald in der Industrie bei komplexen Arbeitsabläufen in Fabriken zum Einsatz kommen. In diesem Jahr meldeten sich in einer Panel-Diskussion Vertreter der Unterneh-men Microsoft Research, National Instruments, Aldebaran Robotics und Cyberbotics zu Wort. Die Unternehmen nutzen den RoboCup als Forum, um sich über aktuelle Trends und Entwicklungen sowie die Zukunft auszutauschen, Bedarf an neuen Lösungen zu ermitteln – aber auch, um viel versprechenden Nachwuchs zu rekrutieren. Prof. Dr. Hans-Dieter Burk-hard von der Humboldt-Universität zu Berlin, Moderator des Forums, zieht Bilanz: „Wir war-en uns einig, dass wir viel voneinander profitieren: Einige Tausend RoboCupper in der gan-zen Welt entwickeln und testen neue Ideen. Die besten werden von der Industrie aufgegrif-fen und zur Reife gebracht. Damit gehen wir neue Herausforderungen an, die Roboter sol-len ja immer besser werden.“
Insgesamt waren 2.300 Teilnehmer aus 44 Ländern in Graz. Sie werden sich bei der Ro-boCup Weltmeisterschaft 2010 in Singapur wieder treffen. Dr. Ansgar Bredenfeld, Sprecher des deutschen Nationalkomitees, blickt optimistisch in die Zukunft: „Die fast 300 Junior-Teams und mehr als 30 Senior Teams aus Deutschland werden sich schon jetzt für die nächsten Qualifikationsturniere und die RoboCup German Open vorbereiten. Dabei zeich-net sich ein stetig steigendes Interesse bei den Jugendlichen ab. Wir hoffen, dass sich Deutschland auch im kommenden Jahr erneut als führende Nation im RoboCup behaupten wird.“
Fotos zum Download auf der Webpage der Technischen Universität Graz unter:
www.presse.tugraz.at/gallery.htm
Die Verwendung der Fotos ist bei Nennung des Fotografen kostenfrei.
Die gesamte Gewinnerliste finden Sie hier:
http://www.robocup2009.org/