(openPR) In einer Rede vor dem australischen Luftfahrt-Presseclub zeichnete Giovanni Bisignani, der Vorsitzende der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA ein düsteres Bild der globalen Lage. Ihm zufolge sind die Auswirkungen steigender Treibstoffpreise und nachlassender Nachfrage schlimmer als die Konsequenzen des Terroranschlags vom 9. September 2001.
„Ich habe wesentlich weniger Vertrauen in die Lage der globalen [Luftfahrt-]industrie,“ sagte IATA-Chef Bisignani nach einer positiven Würdigung der Entwicklungen in Australien, und fuhr fort: „Fluggesellschaften konnten 2007 Gewinne in Höhe von 5,6 Mrd. USD erzielen. Das war unser erster Profit nach 6 Jahren von Verlusten, die über 40 Mrd. USD ausmachten. Gestützt von einer starken Wirtschaft haben die Airlines hart daran gearbeitet, Verkaufs- und Marketingkosten um 25 % zu reduzieren, die Treibstoffeffizienz um 19 % zu erhöhen und weitere Kosten um 18 % zu senken.“
Doch auch dies hat den Airlines Bisignani zufolge keine Traumgewinne bescheren können: „Das Ergebnis war eine Gewinnmarge von 1,1 % – nicht genug, um Investoren zu begeistern, aber für uns in der Airline-Industrie bereits ein Grund zum Feiern,“ kommentierte er vorgestern resigniert vor der australischen Presse.
Doch selbst dieser Grund der Freude ist längst Geschichte: „Nun zerstören die himmelhohen Ölpreise unseren Profit. 2002 kostete das Öl noch 25 USD pro Barrel und die Airlines mußten insgesamt 40 Mrd. USD für Treibstoff zahlen. Niemand kann vorhersagen, wie sich die Preise entwickeln werden, doch eins steht fest: Eine Erhöhung um lediglich einen US-Dollar pro Barrel kostet die Industrie 1,6 Mrd. Dollar. Im Juli ist der Preis auf über 140 USD pro Barrel gestiegen. Bei diesem Preisniveau hätten wir 2008 insgesamt 190 Mrd. USD für Treibstoff zu zahlen.”
Trotz inzwischen gefallener Preise sieht Bisignani wenig Hoffnung: „Jetzt liegt der Preis bei ungefähr 110 USD. Das sind gute Nachrichten, doch wenige Experten erwarten, daß der Preis in naher Zukunft auf unter 100 USD fallen wird und weitere Effektivitätsmaßnahmen sind weit davon entfernt, die Lücke zu schließen. Zudem könnte die instabile geopolitische Lage in Rußland und dem Mittleren Osten leicht dafür sorgen, daß die Preise wieder steil ansteigen.“
Doch die Treibstoffpreisentwicklung ist nicht die einzige Sorge der Industrie: „Gleichzeitig verlangsamt sich das Wachstum. Frachtladungen sind im Juni um 0,8 % gesunken, und das Wachstum bei Passagieren ist auf 3,8 % gesunken, fast die Hälfte der Wachstumsrate im letzten Jahr mit 7,4 %.“
Bisignani sieht die Fluggesellschaften somit gleich von zwei Seiten bedroht: „Wir leiden also unter dem Sturm unkontrollierbarer Treibstoffkosten und einer sinkenden Nachfrage. Airlines könnten dieses Jahr 6,1 Mrd. US-Dollar Verlust einfliegen. Bereits jetzt sind ca. 25 Airlines in Konkurs gegangen – mehr als unmittelbar nach dem Anschlag vom 9. September 2001 – und wir bereiten uns auf weitere Pleiten vor. Trotz einer gewissen Entlastung bei den Treibstoffpreisen sind wir eine fragile Industrie in der Krise. Einfach abzuwarten ist keine Option, es bedarf bedeutender Veränderungen.“











