(openPR) Ein „rebellischer“ (enteigneter) Maori Stamm trat am Donnerstag (31.07.2008) in Verhandlungen mit der neuseeländischen Regierung. Die Forderung: Autonomie über ihr Stammesland. Der Ngai Tuhoe Stamm der Maoris ist der Einzige, der das Abkommen von Waitangi 1840 nie unterzeichnet hatte. Über Jahre hinweg hatten die Tuhoe gegen die eindringenden weißen Siedler gekämpft. Der Vertrag von Waitangi war die Geburt von Neuseeland unter britischer Souveränität und sollte den Maoris ihr Land, die Wälder, Fischereien und ihre Kultur garantieren. Dies wurde aber nicht eingehalten: Mit der Ankunft britischer Siedler Mitte des 19. Jahrhunderts wurde den Maori ein Großteil ihres Landes weggenommen. Der Stamm der Ngai Tuhoe aber beharrte weiterhin auf seiner Souveränität über seine Kultur und sein Land im Herzen der nördlichen Insel.
"Für uns Maori hat es nie irgendein Übereinkommen gegeben, unsere Souveränität aufzugeben. Es hat nie ein Abkommen gegeben, unsere Ländereien gegen unseren Willen zu abzugeben. Wir haben nie zugestimmt, Gemeindeabgaben zu zahlen, unter der Drohung, andernfalls unser Land zu konfiszieren. Und wir haben nie zugestimmt, unsere Heiler, unsere Sprache, unsere geschnitzten Versammlungshäuser, oder unser Recht aufzugeben, gegen diejenigen zu rebellieren, die uns vergewaltigt, ermordet und bestohlen haben."
Mehrere hundert Mitglieder des Stammes, teilweise geschmückt mit traditionellem Federumhang, begaben sich am Donnerstag zum Parlament um ein Abkommen über den Beginn der Verhandlungen bezüglich ihrer Forderungen zu unterzeichenen. Tamati Kruger, Verhandlungsführer der Ngai Tuhoe, feierte die Unterzeichnung als einen historischen Moment. Der stellvertretende Ministerpräsident Neuseelands, Michael Cullen, sagte, dass die Regierung die Belange des Stammes über viele Generationen hinweg und auf verschiedenartige Weise nicht beachtet habe. „Die Behandlung durch die Krone haben Leid, Armut, Hunger und extreme Isolation für eure Leute gebracht“, sagte Cullen gegenüber der wartenden Menge. Der Stamm habe unter “dem Verlust großer Teile seines Landes sowie erheblicher Verluste an Menschenleben gelitten“ fügte er hinzu.
Das Abkommen wird als ein Schritt betrachtet, der das Verhältnis zwischen der Regierung und den Tuhoe verbessern soll. Im Oktober 2007 hatten Behörden in einer Razzia das Eigentum mehrere Tuhoe durchsucht. Der Grund waren Behauptungen, dass diese Untersuchungen wegen terroristischer Aktivitäten durchgeführt worden seien. Nach einem nationalen Aufschrei über die Art und Weise der Razzia wurden die Behauptungen und Untersuchungen schließlich zurückgezogen und eingestellt. 16 Tuhoe, Te Atiwa, Maniapoto, Nga Puhi und Pakeha wurden jedoch wegen illegalen Schusswaffenbesitzes angezeigt, ein Prozess steht noch aus.
Ein anderes Signal für die sich verbessernden Beziehungen war die Teilnahme der Tuhoe zusammen mit sechs anderen Maori Stämmen im Juni 2008 bei der Unterzeichnung eines Abkommens, dass die Zurückgabe von großen Teilen Landes und Fischereibestände an die Maoris regelte und den Landraub durch europäische Siedler im 19. Jahrhundert rückgängig machte.
„Es ist ein großer Tag für die Tuhoe“, sagte das Stammesmitglied Tauri Pouwhare am Donnerstag während der Zeremonie. Aber, so führte er weiter aus, die Tuhoe wollen sich selbst in ihrem eigenen Stammesland regieren. Das stellt eine ziemlich heikle Angelegenheit für die Zentralregierung dar. „Sie haben uns das Land genommen, wir aber wollen es zurück“, so Pouwhare weiter gegenüber der The Associated Press. Tame Iti, einer der 16 Tuhoe Aktivisten, die wegen Schusswaffenbesitzes belangt worden waren, sagte, die Frage nach Autonomie sei eines der Kernthemen während der Diskussion.
Die Bestrebungen der Tuhoe nach Unabhängigkeit sind so alt wie die Unterdrückung durch die Kolonialmacht. Ende des 19. und bis in das 20. Jahrhunderts hinein gab es wiederholte Angriffe der Regierung auf Siedlungen der Tuhoe, bei denen Dörfer zerstört und Land beschlagnahmt wurde. Den Maori geht es nicht um die Gründung weiterer Nationalstaaten, sondern vielmehr um die kulturelle und sprachliche Selbstständigkeit sowie um den Zugriff auf natürliche Ressourcen.
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