(openPR) Erstmals seit der Ausstellung „Künstlerehen“ im Badischen Kunstverein Karlsruhe 1976 werden Anna Oppermann und Wolfgang Oppermann wieder zusammen in einer Ausstellung gezeigt. Künstlerpaare, ihre wechselseitigen Einflüsse und Abgrenzungen sind für die Kunstgeschichte besonders spannend. Hier gehen Biographie und Kunstproduktion sichtbare Verbindungen ein ...
Die in Eutin geborene Anna Oppermann lebte bis zu ihrem Tode 1993 in Hamburg und Celle; sie wurde mit zahlreichen renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Von 1982 bis 1990 lehrte sie als Professorin an der Gesamthochschule Wuppertal und ab 1990 an der heutigen Universität der Künste in Berlin.
Anna Oppermann verstand die Welt, die menschlichen Beziehungen und Angelegenheiten als „Ensembles“: als Arrangements aus Wahrnehmungen und Reflexionen von Ereignissen, Normen, Geschichten, Emotionen und Theorien. Diese Eindrücke, die sie in Zeichnungen, Gemälden und Fotografien sowie Texten und Zeitungsausschnitten fest hielt und sammelte, ordnete sie und stellte sich schließlich an Stillleben – meist in Raumecken – zusammen. Durch Hinzufügen und anderes Aufstellen vergrößerte sie diese „Ensembles“, die so sukzessive über die Jahre in den Raum „hinein wuchsen“.
Erstmals stellte Anna Oppermann ihre Ensemblearbeiten in den frühen 1970er Jahren in Hamburg und Trier aus. Schon bald darauf wurde man international auf die besondere Mischung aus Konzept-, Prozess-, Bild- und Raumkunst aufmerksam. Anna Oppermann wurde zu der documenta 6 (1977) und documenta 8 (1987) eingeladen, sie nahm an den Biennalen von Venedig und Sydney teil. Dauerhaft installiert sind Ensembles in der Hamburger Kunsthalle und dem Altonaer Rathaus in Hamburg. Andere Ensembles befinden sich in Museumsbesitz in Hannover und Sydney. Eine große retrospektive Ausstellung, die der Württembergische Kunstverein im Sommer 2007 in Stuttgart zeigte, ist zur Zeit in Wien zu sehen. Anna Oppermanns Ensemblekunst wurde nach ihrem Tode in Sydney (1994), New York (1999) und Paris (2004) ausgestellt.
Wolfgang Oppermann studierte in den Jahren 1959 bis 1962 an der Hochschule für bildende Künste. In den Jahren 1966-1967 war er Gast der Villa Massimo in Rom, seit 1978 lehrte er an seiner Studienstätte in Hamburg.
Wolfgang Oppermann beschäftigte sich vorrangig mit der Weiterentwicklung von Drucktechniken, seit Anfang der 1980er aber vermehrt mit kinetischen Objekten. Deren vordergründiger Anlass war, wie er 1986 einmal ausführte, die Beschäftigung mit dem experimentellem Film, durch die er zur Suche nach neuen Möglichkeiten der Animation angeregt wurde. „Es entstanden für diesen Zweck Objekte, die jedoch mit der Zeit so an Eigenleben gewannen, daß sie, abgekoppelt von der ursprünglichen Absicht, für sich zu stehen konnten. Ich fand hier einen Ansatz, dem bewegten Bild des Films ein Szenarium gegenüber zustellen, das, nicht reduziert auf eine festgelegte Laufzeit, eine permanente Präsenz haben kann.“ (Wolfgang Oppermann in: Wolfgang Oppermann, Kunstform. Katalog Trier 1986).
Die Auswahl der Arbeiten von Anna Oppermann (1940 Eutin – 1993 Celle) und Wolfgang Oppermann (1937 Hamburg – 2001 Hamburg) soll einen Einblick in die jeweilige Besonderheit ihres Schaffens geben und dabei die Schnittstellen und Verbindungslinien zwischen Oppermann und Oppermann aufzeigen. Beide Künstler haben ihre Wurzeln in den 1960er Jahren, speziell in Pop-Art und Konzeptkunst, beide haben aufwändige Installationen gemacht, ebenfalls beiden war die Grafik, bei Anna Oppermann als Zeichnung, bei Wolfgang Oppermann als Druckgrafik besonders bedeutsam.
In den 1980er Jahren arbeitete Anna Oppermann an mehreren durch Literatur und philosophische Fragen inspirierten Ensembles, mit denen sie klassische und romantische Themen in die Gegenwart übersetzte. Für das Ostholstein-Museum Eutin, den ehemaligen Marstall des Schlosses im klassizistischen Platzgefüge, ist ganz besonders ein Ensemble interessant: das riesige, aus mehreren hundert Teilen und Bildleinwänden bestehende Ensemble „Das Hehre und das Banale. Besinnungsobjekte zum Thema Verehrung – Anlass Goethe“, das Anna Oppermann von 1981 bis 1984 erarbeitete. Die Auswahl des Ensembles entspricht jener Mischung von Ironie und Ernst, von Distanzierung und Nahsicht, die alle Arbeiten Oppermanns kennzeichnet: Wenn die Geburtsstadt mit der Ausstellung Oppermann-Oppermann erstmals ihre berühmtesten zeitgenössischen Künstler ehrt, dann mit einem Ensemble über die schönen wie traurigen und tragischen Seiten der Verehrung.
Neben dem ausufernden und Raum füllenden Ensemble werden einzelne Leinwände und Druckgrafiken für die Ausstellung ausgesucht, die Korrespondenzen zum Werk von Anna Oppermanns langjährigem Ehemann Wolfgang Oppermann herstellen.
Wolfgang Oppermanns Werk wird durch die Installation „The singing sculpture“ und druckgraphische Arbeiten anschaulich gemacht; diese Arbeiten werden aus Frankfurter Privatbesitz zur Verfügung gestellt, das Anna Oppermann-Ensemble ist eine Leihgabe der Hamburger Galerie art agents gallery.
Die Ausstellung wird am Sonntag, dem 21. Oktober 2007, um 11.30 Uhr eröffnet. Es sprechen Julia Sökeland zu Wolfgang Oppermann und Dr. Ute Vorkoeper zu Anna Oppermann; Dr. Ute Vorkoeper ist die Kuratorin der Eutiner Ausstellung.
Ostholstein-Museum
Schlossplatz 1
D-23701 Eutin