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Wirtschaftsjournalismus ohne Fußnotenprosa: „Mythen- und Märchenzerstörer“ Günter Ederer erhält Hayek-Medaille - Meinungsforscherin Elisabeth Noelle für Lebenswerk ausgezeichnet

27.06.200610:57 UhrPolitik, Recht & Gesellschaft

(openPR) Erfurt - Klartext statt Fußnotenprosa, lebendige Reportagen statt Statistik-Müll und investigative Recherchen statt Verlautbarungsjournalismus sind nicht gerade das Markenzeichen der deutschen Wirtschaftspublizistik: Es gibt nicht viele Journalisten, die komplizierte ökonomische Themen anschaulich vermitteln können und sich durch unbequeme Berichte auszeichnen: Zu den wenigen profilierten Köpfen zählt Günter Ederer, der zur Jahrestagung der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft http://www.hayek.de in Erfurt mit der Hayek-Medaille ausgezeichnet wurde. Der Vorsitzende der Hayek-Gesellschaft, Gerhard Schwarz von der NZZ, würdigte Ederers Engagement für die Freiheit des Einzelnen gegen die Umverteilungsmaschinerie des Staates. Seine Fernsehberichte für ARD und ZDF, seine Wirtschaftsbestseller „Das Erbe der Egoisten“ oder „Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt“ missachteten in erfrischender Weise die politische Korrektheit. Ederer verschone weder Korporationen noch Lobbys. Er entlarve das wuchernde Steuer- und Verordnungsdickicht und kritisiere schonungslos die Entrechtung und Entlassung aus jeder individuellen Verantwortung. „Ederer ist ein Mythen- und Märchenzerstörer“, sagte Schwarz bei der Preisverleihung.



„Es ist ein Glücksfall, wenn ein Fernsehjournalist nicht nur brillante ökonomische Reportagen im Geiste marktwirtschaftlicher Ordnungspolitik liefert, im öffentlichen Fernsehen und mit erstaunlichen Einschaltquoten wie bei den Filmen ‚Trottel der Nation’ oder ‚Das Märchen vom König Kunden’, sondern auch ein faszinierender Bücherschreiber ist, kantig und erzliberal. Da Ederer zudem ein Kenner besonders der Vereinigten Staaten und Japans ist, bieten seine Reportagen und Bücher durch den internationalen Vergleich stets überraschende Einsichten“, ergänzte Gerd Habermann, Leiter des Berliner Unternehmerinstituts und Sekretär der Hayek-Gesellschaft. Dabei sei Ederer kein Apokalyptiker jener Gattung, die seit Oswald Spengler in Deutschland ihr Unwesen treibe. Er konzentriere sich auf Zahlen und Fakten. „Da ist zunächst die Staatsverschuldung, die bei realistischer Rechnung - also inklusive der Schulden für Pensionen und Sozialversicherung, für die keine Rücklagen gebildet sind - bei gegenwärtig etwa 300 Prozent des Bruttosozialprodukts liegt. Die dramatische Zunahme der Rentner, die entsprechende Abnahme der steuer- und beitragszahlenden Bevölkerung - man kann sich denken, worauf dies hinausläuft, zumal bei einer demographischen Abwärtskurve, die Deutschland in wenigen Jahrzehnten auf die Hälfte der gegenwärtigen Wohnbevölkerung reduzieren wird“, warnte Habermann.

Wie konnte es in einem Land, das seinen ökonomischen Wiederaufstieg Ludwig Erhard verdankte, so weit kommen? Nach Ederer ist es der von Politikern kaltblütig ausgenutzte Wunsch aller, auf Kosten aller zu leben. Das Ergebnis ist ein Umverteilungschaos, von dem nicht die Schwachen und Notleidenden, sondern die Bestorganisierten und Findigsten profitieren. Der deutsche Facharbeiter steht dagegen mit seinem Drittel Netto als "Trottel der Nation" da. Man hat ihm sein Einkommen genommen, um ihn von Transfers abhängig zu machen. Und dies gilt inzwischen grundsätzlich für die gesamte Bevölkerung. In seinem Festvortrag widmete sich Ederer dem Thema „Umweltmythen als Gefahr für die Freiheit?“ Bei allem Verständnis für den Umweltschutz und für die Schonung natürlicher Ressourcen, sollte es zu ökologischen Fragen keine Denkverbote und Verzerrungen in der Forschungsarbeit geben. „Wenn ein profilierter Wissenschaftsjournalist wie Nigel Calder Bedenken gegen die einseitigen Erklärungen zur Klimapolitik aufwirft, sollte man in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion nicht mit machtpolitisch motivierter Blockade reagieren. Die neue Religion, die Calder zum Verzweifeln bringt, ist der Glaube an die Erderwärmung durch Kohlendioxid. So intensiv er auch alle Fakten zusammenträgt, die wissenschaftlichen Zusammenfassungen und Ergebnisse studiert, nirgendwo kann er einen endgültigen Beweis finden, dass Kohlendioxid die Ursache für den Klimawandel ist“, sagte Ederer.

Bei der Klimadiskussion fühle er sich ins Mittelalter zurückversetzt, wo Pest und Cholera zu Flagellanten- und Büßerzügen führten, wo Juden für Missernten verantwortlich gemacht und Frauen als Hexen verbrannt wurden, weil die vernebelten und verängstigten Massen keine anderen Erklärungen für ganz normale Klimaerscheinungen hatten. „Längst haben viele Wissenschaftler erkannt, wie sie zu Geld für ihre Forschungsinstitute kommen. Die These vom natürlichen Gas Kohlendioxid, dem potenziellen Verursacher einer Klimakatastrophe, hat sich als hervorragende Möglichkeit entpuppt, Politiker gefügig zu machen. Eine bittere Wahrheit sollte man dabei allerdings nicht aussparen. Die Milliardensummen, die für die winzige Reduzierung der Treibhausgase entsprechend den Beschlüssen von Kyoto verwendet werden müssen, fehlen andererseits, um wichtige soziale, hygienische und umweltpolitisch relevante Projekte zu finanzieren“, kritisierte Ederer.

Das Schüren von Katastrophenängsten und Weltuntergangsszenarien werde von Politikern, Klimaforschern und sogar von den Rückversicherern als Machtinstrument missbraucht, um die Diskurshoheit zu bewahren, Freiheiten einzuschränken, Steuern zu erhöhen, Bürokratien aufzubauen, Geschäfte zu machen und die öffentliche Meinung zu manipulieren. Wie Minderheiten großen Einfluss gewinnen und die Wirklichkeit verzerren können, wie sich die veröffentlichte Medienmeinung zur vorherrschenden öffentlichen Meinung entwickeln kann, gehört zu den Forschungsarbeiten der fast 90jährigen Meinungsforscherin Elisabeth Noelle vom Institut für Demoskopie Allensbach http://www.ifd-allensbach.de, die für ihr Lebenswerk mit der Hayek-Medaille geehrt wurde. „’Zauber der Freiheit’. Max Webers Formulierung erfasst sehr gut das faszinierende, das schillernde Element, das in dem Begriff ‚Freiheit’ enthalten ist. Bei den Bundesbürgern dominiert allerdings immer stärker das Gleichheitsideal. Kurz nach der Wiedervereinigung sah das ganz anders aus. Rund 62 Prozent der Befragten gaben damals zu Protokoll, der Freiheit den Vorzug zu geben. 28 Prozent votierten für Gleichheit. Aktuell plädieren nur noch 41 Prozent für Freiheit. Mehr als jeder Zweite bevorzugt Gleichheit“, betonte Noelle in ihrem Vortrag in Erfurt. Ganz grob vereinfacht könne man sagen, dass die Ideale abnehmen, die mit der Wertschätzung von Entscheidungsfreiheit und Selbstverantwortung verbunden seien. Nach Ansicht von Noelle eine betrübliche Entwicklung, denn in den langjährigen Allensbach-Untersuchungen sei ein enger Zusammenhang zwischen der Einstellung zur Freiheit und dem persönlichen Glück festgestellt worden: „Der Mensch ist um so fröhlicher, gesünder, aktiver und kooperativer, je freier er sich fühlt. Freiheit, Selbstbeherrschung, Selbstbewusstsein und Glücksempfinden korrelieren sehr stark“, so das Fazit von Noelle.

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