(openPR) Als Kind ist er mit dem Fahrrad von Vogelbach nach Kaiserslautern geradelt, nur um vom Stadionrand aus einmal einen Blick auf sein Idol Fritz Walter zu erhaschen: Horst Eckel. Das Dorf-Derby Vogelbach - Kindsbach wurde für den jungen Horst dann zur Eintrittskarte in die ganz große Fußballwelt. Er arbeitete in Kaiserslautern, ging abends zum Training. Bis ihn eines Morgens am Bahnhof von Bruchmühlbach die Nachricht erreichte, für die Nationalelf spielen zu dürfen. Fünf Jahre nachdem der lange Dünne – Spitzname Windhund – noch der Torjäger der Vogelbacher C-Jugend war, kam er unter lautem Jubel in seine Heimat zurück: im Autokorso mit den anderen „Helden von Bern“. Und dann stand da am Straßenrand noch eine junge Frau ...
Liebevoll wird ein entscheidender Lebensabschnitt des jüngsten Spielers der Fußballweltmeisterelf von 1954 in der Reihe „Wer hat Rheinland-Pfalz gemacht? Auf in die schwarzweißen Jahre“ erzählt. Die insgesamt neun Filme (ab 11. Januar 2010, 18.15 Uhr im SWR Fernsehen für Rheinland-Pfalz) erzählen Episoden von Menschen nach, die in den fünfziger Jahren alle mit ihrer Biografie ein kleines Stückchen rheinland-pfälzische Identität geschaffen haben. Dazu gehört die Geschichte von Horst Eckel genauso wie die zweier Schuhmacher in der Südwestpfalz. Hier bangt Ministerpräsident Peter Altmeier um den Zusammenhalt seines jungen Landes, im Hunsrück boomt das Dorfleben dank der amerikanischen Besatzungsmacht. An der Grenze zu Belgien wird geschmuggelt und in Worms gibt eine Serie von Giftmorden der Polizei Rätsel auf.
In den 30-minütigen Filmen werden aus der Perspektive der Gegenwart die 50er Jahre neu erzählt. Zum einen begleitet die Kamera verschiedene Zeitzeugen bzw. ihre Nachkommen im Reportagestil. Ausgehend vom „farbigen“ Hier und Jetzt geht es quasi auf den Dachboden, um in alten Geschichten zu kramen. Die hier aufgestöberten Dokumente und Erinnerungen werden anschließend in zeitgeschichtliche Zusammenhänge eingeordnet. Die Schuhmacher, die Schmugglerin, der Politiker – was die Protagonisten erlebt haben, steht meist stellvertretend für eine ganz bestimmte Entwicklung des Landes Rheinland-Pfalz.
Den spannendsten Teil übernimmt aber sicherlich das sogenannte „Reinactment“: Schauspieler stellen die Schlüsselszenen der Geschichten nach. Deutlich in Schwarzweiß-Darstellung abgesetzt von den anderen Erzählebenen, werden die Ereignisse für den Zuschauer direkt „erlebbar“. Um möglichst dicht an die Realität heranzukommen, wurde von der Produktionsfirma Screen Art Productions GmbH teilweise echte Schwerarbeit geleistet. Da ließ man beispielsweise in Baumholder zwei Lkw-Fuhren mit Schlamm abladen. So muss es ausgesehen haben, als 20.000 Amerikaner in das 3.000-Einwohner-Städtchen einfielen und mit ihren Panzern die Hauptstraße „umpflügten“.
"Das waren die turbulenten Jahre“, erinnert sich Herbert Grimm. Er war Anfang der 50er Jahre als junger Amtmann im Auftrag der Stadtverwaltung unterwegs, um die Bevölkerung zu beruhigen. Die Scheunen wurden zu Nachtclubs, Läden zu Bars. Bei einem Dollarkurs von 4,20 Mark entwickelte sich Baumholder zur größten Baustelle Deutschlands und zu einem Ort purer Goldgräberstimmung. Nicht ohne Probleme.
„Als hochspannend“, bezeichnet Achim Streit, der verantwortliche Redakteur des SWR Fernsehens, die Arbeit an dem Projekt. „Zwischen Kriegsende und Wirtschaftswunder klafft eine Lücke in der Darstellung von Zeitgeschichte“, sagt er. „Es gibt wenig Dokumente. Um so schöner, dass wir noch Zeitzeugen gefunden haben, die mit ihren persönlichen Erlebnissen diese Lücke schließen.“
Die Sendetermine im SWR Fernsehen für Rheinland-Pfalz:
11., 13., 15. Januar sowie 19., 21., 23. Januar und 28., 29., 30. Januar – jeweils 18.15 Uhr
Weitere Informationen unter: SWR.de/schwarzweissejahre













